Die Rebsorten

I
Riesling

Riesling, die „Königin der weißen Reben“, wird seit dem Mittelalter an Mosel, Saar und Ruwer angebaut. Heute sind rund 60 Prozent aller Weinberge im Gebiet mit dieser Rebsorte bepflanzt. Die Trauben reifen spät und ergeben feinfruchtige, rassige und elegante Weine, die wie kein anderer Weißwein den Charakter ihrer Herkunft – das „Terroir“ – widerspiegeln. Duft und Geschmack sind häufig von den Aromen weißer Früchte wie Apfel, Birne, Pfirsich sowie von Blüten und Kräutern geprägt. Bei sehr reifen Weinen sind die Aromen gelber Früchte wie Aprikose, Mirabelle, Ananas und Lychee typisch, edelsüße Weine erinnern häufig an exotische Früchte wie Mango und Maracuja sowie an Rosinen und Honig. Der vielseitige Riesling ergibt Weine aller Geschmacks- und Qualitätsstufen: Vom trockenen und feinherben Qualitätswein bis zum mineralisch-trocken Spitzengewächs, vom fruchtigen, leichtfüßigen Kabinett mit relativ niedrigem Alkoholgehalt bis zu edelsüßen Auslesen, Beerenauslesen und Eiswein. Die Lagerfähigkeit hochwertiger Steillagen-Rieslingweine von Mosel, Saar und Ruwer ist enorm. Sie können noch nach vielen Jahrzehnten höchsten Trinkgenuss bereiten.


Müller-Thurgau (Rivaner)
Die Kreuzung aus Riesling und Madeleine Royale ist zweitwichtigste Rebsorte des Gebietes und nimmt etwa 14 Prozent der Rebfläche an Mosel, Saar und Ruwer ein. Die Fruchtsäure dieser Sorte ist weniger stark ausgeprägt, die Trauben ergeben milde Weine. Im Bukett des Müller-Thurgau ist ein Muskatton typisch. Im modernen Ausbaustil wird der Wein auch als Rivaner bezeichnet, der meist trocken oder halbtrocken ausgebaut wird und frische, fruchtige sowie Kräuter-Aromen aufweist.


Elbling
Diese Rebe war im Mittelalter in ganz Deutschland weit verbreitet. Heute wird sie in größerer Ausdehnung nur noch an der Mosel, vorwiegend auf den Muschelkalkböden der Obermosel sowie im Raum Cochem angebaut. Sechs Prozent der Anbaufläche im Gebiet sind mit Elbling bestockt. Elbling-Weine sind spritzig, frisch und unkompliziert. Sie eignen sich sehr gut für die Sekterzeugung. Eine Mutation ist der Rote Elbling, dessen Trauben zu rosé-farbenem Wein und Sekt verarbeitet werden können.


Blauer Spätburgunder (Pinot noir)
International als Pinot noir bekannt, eine der edelsten Rotweinreben der Welt. Die Trauben
ergeben fruchtige, elegante und komplexe Rotweine. Seit den späten 1980er Jahren haben viele Winzer die alte Rotweintradition der Mosel wieder belebt. Der Spätburgunder steht heute auf etwa vier Prozent der Rebfläche. Nicht nur auf den Kalkböden der Obermosel, auch auf Schiefer wachsen interessante Spätburgunder-Rotweine, die oft auch im kleinen Holzfass (barrique) ausgebaut werden. Zudem wird Spätburgunder als Rosé und – hell gekeltert – als Weißherbst oder „Blanc de noir“ angeboten. Ebenfalls sehr beliebt sind Rosé-Sekte aus Spätburgunder.


Dornfelder
Diese noch relativ junge Kreuzung aus den Rebsorten Helfensteiner und Heroldrebe hat sich an der Mosel zur zweitwichtigsten roten Rebsorte entwickelt. Sie ergibt kräftige Rotweine von intensiver Farbe. 3,8 Prozent der Rebfläche – meist in flacheren Lagen – sind mit Dornfelder-Reben bepflanzt. Dornfelder ergibt kräftige Rotweine von intensiver Farbe und wird vorwiegend als fruchtbetonter, unkomplizierter Rotwein angeboten. Einige Winzer bauen den Dornfelder, der seit Ende der 1980er Jahre an Mosel, Saar und Ruwer angepflanzt wird, auch im Barrique-Fass aus.


Weißer Burgunder (Pinot blanc)
Diese Mutation des Spätburgunders, auch Weißburgunder oder Pinot blanc genannt, bringt geschmeidige und elegante, kräftige Weine hervor. Der Weißburgunder ist ein gefragter Wein und für viele Winzer eine wichtige Ergänzung ihres Angebots. Inzwischen nimmt diese Sorte fast drei Prozent der Rebfläche an Mosel, Saar und Ruwer ein. In der Region werden die Weißburgunder meist fruchtbetont ausgebaut, seltener im Barrique. Neben dem Weißen Burgunder wird auch dessen Verwandter „Grauer Burgunder“ (als Pinot Gris oder Pinot Grigio bekannt) auf einem Prozent der Rebfläche angebaut. Auch Chardonnay und Auxerrois, die zur Familie der Burgundersorten gezählt werden, sind an Mosel, Saar und Ruwer im Anbau, spielen aber in der Anbaustatistik nur eine untergeordnete Rolle. Vor allem der Auxerrois erfreut sich aber zunehmender Beliebtheit, da er frische, fruchtige Weine hervorbringt. Die Weine der Burgundersorten werden zunehmend zur Herstellung von Winzersekt und Crémant in traditioneller Flaschengärung verwendet.


Kerner
Die nach dem schwäbischen Dichter Justinus Kerner benannte Rebsorte wurde 1969 in Württemberg gezüchtet. Die Kreuzungspartner sind die Rotweinsorte Trollinger und der Riesling. Der Kerner liegt geschmacklich nahe beim Riesling und bringt feine, sortenreine Weine bis in die höheren Prädikatssstufen hervor. Seine Bedeutung an Mosel, Saar und Ruwer ist aber zurückgegangen, nur noch 4,6 Prozent der Rebfläche sind mit Kerner bestockt.


Weitere Rebsorten
Weitere weiße Rebsorten an Mosel, Saar und Ruwer, die aber nur eine untergeordnete Rolle spielen, sind Bacchus, Ortega, Optima, Reichensteiner und Findling. Diese in den 1970er und 1980er Jahren beliebten Neuzüchtungen wurden in den vergangenen 20 Jahren von den Burgundersorten sowie roten Rebsorten weitgehend verdrängt. An roten Rebsorten sind in geringem Umfang auch Regent, Frühburgunder, Schwarzriesling, Cabernet Sauvignon und Merlot im Anbau.